Bildeten vor 600 Jahren noch die Emscherbrücher Dickköpfe * die Leitkultur im Emschertal, so brachten die folgenden Jahrhunderte mit der einsetzenden Industrialisierung nicht nur massive gesellschaftliche, sondern auch landschaftliche Veränderungen mit sich. Der Bergbau ließ das Gelände absinken, die Emscher verwandelte sich in eine Kloake und wurde schließlich kanalisiert. Der alte Emscherbruch verschwand, der heutige Bruch ist Folge der massiven Bergsenkungen in den 70er Jahren. In seiner Mitte liegt der Ewaldsee, Ergebnis großer Materialverschiebungen zum Bau der A2. Der Zeche Ewald diente er lange als Kühlreservoir.
Nach seinen theoretisch-künstlerischen Arbeiten in Essen-Katernberg (2002/03) und Duisburg-Bruckhausen (2005/06) und langer Abarbeitung an Duisburg-Ruhrort (2008 ff. im selbst begründeten Lokal Harmonie) kehrt Theorie & Praxis zurück in den Norden des Ruhrgebiets, nimmt Residenz in seinem Zentrum.
Die versumpfte Landschaft des Emscherbruchs wirkt historisch unscheinbar, birgt aber massive Spuren eines für die Geschichte des Ruhrgebiets und der hier Lebenden exemplarischen zyklischen Wandels. Anders als die südlich gelegene Emscher-Insel, die spätestens seit 2010 ff. von mehr künstlerischen Interventionen internationaler Provenience heimgesucht wurde als jede andere Gegend im Ruhrgebiet, war der Emscherbruch bisher kaum Gegenstand ästhetischer, sozial-kultureller und theoretischer Reflexion. Und anders als jene ist er bevölkert nicht nur von seltener Flora und Fauna, sondern auch von Ruhrgebietler*innen, welche hier leben und reden und sich am mobilen Bordell und Naturschutzmaßnahmen am Ewaldsee reiben.
Über die Tup-Arbeit im Emscherbruch berichtet kontinuierlich ein Weblog.
* Emscherbrücher Dickköppe (1369-1840): Wild lebende Pferderasse, Verkauf 1 x jährlich zum Laurentiustag auf einem Markt in Crange. Aus diesem Markt ging die Cranger Kirmes hervor, die bis heute mit einem Pferdemarkt eröffnet wird.